Im Jahr 2007 wurden wir mit einer Tagesfahrt nach Helgoland überrascht. Die erste Überraschung war schon die Anfahrt in einem Bus. Stramme 200 Kilometer quer durch die Pampa, naja, nicht das was mir eigentlich so vorschwebte, aber immerhin kam man heil und gesund in Cuxhaven an, auch wenn der Lärmpegel im Bus eher der einer Dorfdisco entsprach. Nachdem ich schon an einigen Orten an der Nordsee war, war dies aber mein erster Aufenthalt in Cuxhaven. Bis dato war mir auch noch recht schleierhaft wie es denn nun nach Helgoland gehen sollte. Ebenfalls war mir Helgoland eher vom hören ein Begriff, als irgendwie sonst. Bis dahin war ich an vielen Orten der ostfriesischen Nordsee gewesen und ein Jahr davor auf der Hallig Langeneß. So hieß es aber nun erst einmal abwarten was noch so auf mich zukommen würde und war gespannt was es so alles zu erleben geben würde. Das es kurze Zeit später dann schon mit dem Abenteuer beginnen würde wusste ich da noch nicht..............
Zunächst ging es erst einmal zur alten Liebe Schiffe schauen. Das Wetter war an diesem Tag im September nicht sonderlich prickelnd, immer mal wieder ein kleiner fieser Regenschauer und auch der Wind war ab und an unangenehm und so hieß es nach der ersten Runde laufen erst einmal eine Zapfsäule für koffeinhaltige Heißgetränke aufsuchen um etwas Wärme in die kalten Glieder zu bekommen. Also ging es zum Anleger und es gab einen Kaffee. Dieser schmeckte Gott sei Dank auch wirklich nach Kaffee und man hatte nicht das Gefühl das es sich um aufgewärmtes Leitungswasser handelte. Meine Laune wurde sofort besser und ich ließ den Blick durch den Hafen wandern und genoss die Seeluft die mir um die Nase wehte. Natürlich ging es dann noch einmal zurück um ein paar Schiffe zu schauen und auch ein Blick auf die Elbe 1 musste sein. Die Uhr verriet mir das unser Schiff nun auch bald kommen würde. Mittlerweile wusste ich nun auch das es mit dem Katamaran nach Helgoland gehen würde.
Nun wurde es aber auch Zeit und der Katamaran kam pünktlich um die Ecke. Bei der versammelten Belegschaft der wohl mitfahrenden gab es ein großes Hallo und schon da merkte man das der ein oder andere sich ein Hopfenkaltgetränk zuviel gegönnt hatte. An den verspeisten Fischbrötchen lag die lallende ausdrucksweise sicher nicht. Das einigen die Brötchen und so einiges noch um die Ohren fliegen würde wusste bis dahin wohl noch niemand. Nachdem sich dann alle friedlich und mehr oder weniger leise auf den Katamaran begeben hatte konnte es endlich losgehen, Helgoland wir kommen. Raus aus dem Hafen, Wellengang noch überschaubar und der Kat gab Gas. Ausgelassene Stimmung an Bord....ahh komm, zwischen Leber und Milz passt immer noch nen Pils. So ging es erst einmal voran, bis man merkte...upss die Wellen werden mehr. Für mich als Achterbahnfan eine riesen Sache, für diejeniegen die etwas zuviel aus dem Glas hatten begannen schwierigere Zeiten.
Mittlerweile hatte wir gut und gerne die Hälfte der Strecke zurückgelegt und das Sonnendeck des Katamarans wurde geschlossen, alle Passagiere mussten unter Deck. Der Spaß ging aber nun erst richtig los, die Wellenhöhe betrug so um die 2 Meter und es polterte schon gewaltig. Mittlerweile war die Fahrt darauf beschränkt einmal in ein Wellental und dann wieder in den grauen Himmel zu schauen. Ich hatte meinen Spaß einige andere weniger. Die Gesichtsfarben wechselten schneller als jede Leuchtreklame in New York. Undefinierbare Laute waren zu hören und der ein oder andere ließ sich sein Brötchen nochmals krampfhaft durch den Kopf gehen. Das Knistern der Tüten an Bord war lauter als die Maschine des Kats. Ich hatte an dem Tag Glück und saß in der ersten Reihe direkt hinter den großen Glasfenstern und genoss es mal richtig den Seegang zu genießen. Schräg vor mit stand eine Dame die trotz freundlicher Aufforderung des Personals nicht gewillt war die Reling loszulassen und die Hände der Dame umspannten die Reling wie zwei Schraubstöcke. Das ging eine ganze Weile bis es dann wieder etwas ruhiger wurde und Helgoland in Sichtweite kam. Allerdings ließ sich die Dame erst im Hafen ermutigen die Reling loszulassen, wenn auch nur ganz langsam!
Ankunft: Der Rest des Weges auf dem Kat lief recht ruhig vonstatten und alle kamen heil und lebend auf der Insel an, wenn auch zum Teil mit mehr als wackligen Beinen und den verschiedensten Gesichtsfarben. Der einhellige Tenor war aber wohl das man nicht gewillt wäre wieder mit dem Kat zurückzufahren. So wie ich das aber sehen konnte waren alle auf der Rückfahrt wieder an Bord, wenn auch wesendlich ruhiger als bei der Hinfahrt.
Nun standen wir also das erste mal auf der Insel und obwohl ich noch nichts gesehen hatte war es als wenn man nach langer Zeit nach Hause kommt. Die Insel hatte es mir von Anfang an angetan. Diese Luft, dieser Ausblick, einfach nur herrlich. So machten wir uns dann langsam vom Hafen aus auf den Weg zu den tollen Hummerbuden am Osthafen. Gemütlichkeit ist aber leider bei einem Tagesaufenthalt nicht so gegeben und da wir die Insel ja nun einmal gar nicht kannten artete das ganze schnell in eine Rennerei aus..........
So ging es einmal rauf und wieder runter an den Hummerbuden entlang. Ein Blick auf die vor Anker liegenden Schiffe wie zb. der Atlantis waren noch kurz drin bis wir uns entschlossen den Weg ins Oberland zu suchen. Da wir uns gar nicht auskannten kamen wir nicht auf die Idee weiter ins Unterland vorzudringen und dann eventuell den Fahrstuhl zu nehmen, nein wir nahmen den Düsenjäger, also praktisch die Zufahrststrasse auf das Oberland. Für nicht allzu sportliche Flachlandtiroler wie mich hieß es dann bald, menno....ich habe ja doch noch Oberschenkel, die merkte ich nämlich nach kurzer Zeit bereits bevor wir überhaupt die Treppe erreichten die uns endgültig auf das Oberland bringen sollte. Heute würde ich es auch wahrscheinlich anders machen, damals wusste ich es nicht besser. Ein Blick auf die Uhr verriet uns das die Zeit auf Helgoland wohl schneller zu laufen schien als hier, zumindestens bekam man diesen Eindruck. Unter Schnaufen erreichten wir dann endlich das Oberland und den Falm.
Welch ein Ausblick..............
Jeder der das erste mal auf dem Oberland gestanden hat kann sich ungefähr vorstellen wie ich mich gefühlt habe als ich dort oben stand.
Diese grenzenlose Freiheit in alle Richtungen, Meer soweit das Auge reicht. Wind im Haar und Salz auf den Lippen, es war einfach nur herrlich. Begeistert blieb ich stehen und genoss diese phantstische Aussicht. Im Hintergrund die Düne die ich und das wusste ich, heute nicht sehen würde bzw. betreten würde weil dafür einfach die Zeit nicht da war. Das machte mich in diesem Augenblich schon traurig aber ich wollte es zumindestens schaffen eine Runde über das Oberland zu drehen um alle Seiten der Insel kennenlernen zu können.
Nochmal ein allerletzer Blick auf die Schiffe, die Landungsbrücke und die Düne. Erst da entdeckte ich rechts oben in der Ecke den größten Sennotrettungskreuzer der Nordsee, die Herman Marwede.
Blick auf die Düne und das abfahrende Seebäderschiff Atlantis.
So ging es also los, vom Falm aus Richtung Leuchtturm und weiter dem Rundwanderweg folgend Richtung Lange Anna. Natürlich blieb man gefühlt alle 2 Meter stehen um in alle Richtungen zu schauen und alles aufzusaugen was das Auge so hergibt, aber das können bei dem ersten Aufenthalt sehr viele Eindrücke sein. Leider ist es dann halt so das man einen Aufenthalt bei einem Tagesausflug leider nicht so genießen kann wie es eigentlich sein sollte, dafür ist die Aufenthaltszeit einfach zu knapp bemessen. Für denjeniegen der nur auf dem Unterland einkaufen möchte mag das noch gehen, aber wenn man möglichst viel von der Insel sehen will dann ist die Zeit meines erachtens einfach zu knapp. Daher empfehle ich jedem mindestens eine wenn nicht sogar zwei Nächte auf der Insel zu verbringen. Alleine schon wegen dem Leuchtturm auf dem Oberland, dessen Lichtschein muss man einfach einmal in der Nacht erlebt haben, genau wie diese himmlische Ruhe die diese Insel dann umgibt. Es ist unbezahlbar.
Blick zurück zum Leuchtturm. Einige Ausflügler sind noch auf dem Weg, bei denen wurde es auch zur Abfahrt hin recht knapp mit der Zeit.
An der langen Anna angekommen.Einfach beeindruckend dort zu stehen und sich den Wind um die Ohren pfeifen zu lassen.
Nachdem wir einige Minuten an der langen Anne einfach die Zeit vergessen hatten und den Ausblick genossen ging es weiter. Auf der weiteren Tour ging es dann auf dem Oberland weiter, diesmal mit einem tollen Blick auf die Düne. Vorbei an den Schrebergärten ging es dann auf den Steanacker und von dort aus wieder auf den Falm. Hier wurde dann erst einmal lecker gegessen und ein paar Minuten verschnauft ehe es dann die Treppe vom Oberland runter zum Unterland ging. Auch hier schauten wir in den einen oder anderen Laden aber immer mit der Zeit im Nacken. Einen kurzen Abstecher auf die Landungsbrücke um der Witte Kliff auf dem Weg zur Düne hinterher zu schauen. Ein paar Börteboote kreisten noch im Hafen und dann hieß es bereits Abschied nehmen. Langsam ging es wieder an den Hummerbuden entlang Richtung Hafen wo der Kat lag und so tat als wenn er eine ganz normal Hinfahrt abgeliefert hätte. Die Gesichter einiger versprachen nichts gutes für die Rückfahrt.
Fast pünktlich ging es dann auch wieder zurück und bereits da machte der Kapitän die Durchsage das sich das Wetter beruhigt habe und man mit einer relativ ruhigen Rückfahrt zu rechnen hätte. Die Erleichterung stand einigen in das Gesicht geschrieben und der Kapitän behielt recht, die Rückfahrt wurde entspannt und es blieb sogar wie schon auf Hegoland zwar grau aber auch trocken. So erreichten alle wieder gesund und munter Cuxhaven, ein letzter Blick auf den nach Hamburg abfahrenden Katamaran und das Abenteuer Tagesausflug war beendet aber die Sehnsucht nach der Insel entfacht.
So ging es wieder ab in den Bus und zwei Stunden zurück über Stock und Stein, das fand ich irgendwie grausamer als die Hinfahrt mit dem Kat. Es sollte aber bis zum Jahr 2014 dauern bis ich die Insel wiedersehen sollte, aber das ist eine andere Geschichte!
-ENDE-